Tipps gegen Auftrittsangst

Lampenfieber - Methoden zur Bewältigung von Auftrittsangst
Präsentieren und sich richtig verkaufen sind wichtige Fähigkeiten im Geschäftsleben. Oft scheitern die besten Ideen an der vermeintlichen Unfähigkeit des Vortragenden oder an der Präsentationsform. Übergroßes Lampenfieber kann die beste Absicht zunichte machen. Die Idee war gut, nur der Präsentator ist gescheitert.


Wer kennt das nicht? Schon Tage vor Ihrem nächsten Auftritt schlafen Sie schlecht. Ein beklemmendes Gefühl macht sich in Ihrem Brustkorb breit. Sie verlieren an Energie. Vor der Präsentation beginnen die Hände zu zittern, die Knie werden weich, die Stimme versagt und es fällt Ihnen nicht mehr ein, was Sie sagen wollten. So vielfältig und stark die Symptome auch sein mögen, das Publikum nimmt maximal ein Achtel von dem wahr, wie stark Lampenfieber subjektiv empfunden wird.


Keine Angst vor der Angst!
Sie sind nicht allein! 80% aller Menschen, die vor anderen auftreten müssen, leiden unter Lampenfieber. Unter allen menschlichen Ängsten liegt die Angst vor dem öffentlichem Sprechen unangefochten an erster Stelle, noch vor den Urängsten vor Krankheit und Tod. Nicht nur Schauspieler und Musiker, auch Politiker und Manager, die präsentieren müssen, sind betroffen. Vor einer oder mehreren Personen etwas zu leisten, bringt viele unter großen Druck.


Lampenfieber ist eine natürliche Stressreaktion des Körpers.
Stellen Sie sich einmal vor, Sie leben als Steinzeitmenschen in Höhlen. Mit primitiven Waffen ausgerüstet gehen Sie auf die Jagd. Sie streifen durch den Urwald und plötzlich stehen Sie einem riesigen Säbelzahntiger gegenüber. Für solche Momente hat Mutter Natur gut für uns vorgesorgt: Das Gehirn delegiert das Kommando sofort an das Unterbewusstsein. Es gibt keine Zeit mehr für Überlegungen. Zuerst den Fluchtweg zu berechnen, wäre der sichere Tod. Jetzt zählt nur noch schnelles, instinktives Handeln. Die Nebennierenrinde stößt blitzartig die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin aus, die dem Körper in Sekundenschnelle ungeahnte Energien zur Verfügung stellen, um das eigenen Leben zu retten. Es gibt nur drei Möglichkeiten zu handeln: Angriff, Flucht oder sich tot stellen, was einer Ohnmacht gleicht.


Schweißausbrüche, Zittern, ein Frosch im Hals, Leere im Gehirn aber auch Durchfall sind typische Anzeichen für extremes Lampenfieber. Was wir als unangenehm und belastend empfinden, sind Stressreaktionen des Körpers. Immer noch erleben wir Auftritte als bedrohliche Situationen. Und Mutter Natur hilft. Schnelle Atmung zum Beispiel befördert mehr Sauerstoff ins Blut, damit wir größte körperliche Leistungen vollbringen können, also besser kämpfen oder schneller flüchten können. Das Dumme daran ist, dass zwar der Körper heftig reagiert, aber das Gehirn weitgehend ausgeschaltet ist.
 
Warum sind Auftritte für uns immer noch mit Stress verbunden? 

Bei all den Auftritts- und Prüfungssituationen geht es nicht mehr ums nackte Übeleben. Niemand wird uns umbringen, wenn wir einen Fehler machen. Wir fürchten weniger um unser Leben. Wir fürchten mehr um unsere emotionale Existenz. Die Auftrittsbühne wirkt wie eine Lupe, die unsere Unsicherheiten, Ängste und Selbstzweifel, unsere Fehler und Schwächen in Übergröße sichtbar macht. Die Angst, sich bloß zu stellen und das Gesicht zu verlieren, so dass herauskommt, wer, wie oder was man ist, überwältigt uns schier. Je größer der Unterschied zwischen dem, wie man sein möchte und der Realität, wie man ist, desto bedrohlicher ist es für uns.


Wir fürchten die Einschätzung des eigenen Wertes durch die anderen.
Massive Geringschätzung der eigenen Person erleben wir fast als Existenzbedrohung. Neueste Forschungen aus der Neurobiologie haben erwiesen, dass unser Gehirn nicht auf Geld und Status programmiert ist, sondern auf Gemeinschaft und Vertrauen als Voraussetzung für ein gesundes, gelungenes Leben. Die Angst, verhöhnt oder gar aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden, versetzt in Angst und Panik. Denn ohne die anderen und die Beziehung zu ihnen wären wir nicht lebensfähig. In Zeiten, in denen die Gesellschaft die Ansprüche an den Einzelnen immer höher schraubt, brauchen wir Anerkennung und Wertschätzung mehr denn je. Wann habe Sie zum letzten Mal gehört „Das haben Sie gut gemacht.“?


Der erste Schritt zur Bewältigung von Lampenfieber ist, es sich einzugestehen und zu akzeptieren. Es ist keine Krankheit und kann auch nicht mit Pillen geheilt werden. Denken Sie daran, Sie sind nicht allein mit Ihren Ängsten. Fast jeder Mensch empfindet unterschiedlich starkes Lampenfieber, wenn er vor anderen etwas leisten soll. Sie können jedoch lernen, Ihre Auftrittsangst in den Griff zu bekommen.
Zunächst ist es einmal hilfreich, die eigenen Auftritts- und Sprechängste genauer kennenzulernen. In welchen Situationen tritt das Lampenfieber am stärksten auf? Wann empfinden Sie es nicht? Und was ist dabei anders?


Setzen Sie sich Ziele für Ihr Auftrittsverhalten.
Was wollen Sie erreichen? Möchten Sie besonders unterhaltsam sein oder Ihr Publikum überzeugen, kompetent und sicher auftreten oder einfach gut Geschichten erzählen können? Stellen Sie sich vor, Sie könnten es jetzt schon perfekt. Sehen Sie sich selbst vor Ihrem inneren Auge. Hören Sie, den Klang Ihrer Stimme und auch den Beifall Ihres Publikums!


Bereiten Sie Ihre Auftritte sehr gut vor!
Beginnen Sie rechtzeitig. Nehmen Sie sich einmalgenügend Zeit, um zu festzulegen, was Sie alles im Vorfeld tun sollten. Wie viel Zeit nehmen diese Vorbereitungen in Anspruch und wann müssen Sie demnach damit anfangen? Überlegen Sie, wer Ihr Publikum sein wird und welche Erwartungen, Fragen und Einwände es haben wird. Erstellen Sie einen genauen Plan und halten Sie sich daran! Je besser Ihre Vorbereitung ist, desto sicherer werden Sie sich auch bei Ihrem Vortrag fühlen.


Mit sportlichen Aktivitäten lassen sich Stresshormone gut abbauen. Joggen und Nordic walking eignen sich im Vorfeld besonders gut dafür, da dabei auch die Gehirntätigkeit aktiviert wird. Hilfreich ist es auch, vor dem Auftritt Treppen zu steigen oder um den Häuserblock zu gehen.


Übung macht den Meister!
Nutzen Sie jede Gelegenheit, die sich Ihnen bietet, um vor anderen Menschen das Wort zu ergreifen. Sie werden sich daran gewöhnen, dass Sie im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen. Und mit der Zeit werden Sie sogar Freude daran haben.