Lampenfieber - (k)ein Tabuthema

Hinter dem Oberbegriff Lampenfieber verbergen sich viele Themen: Nicht nur die Auftrittsangst bei Schauspielern, sondern Präsentations- und Prüfungsängste, die fast jeder kennt, Bewertungsangst beim Sprechen vor mehreren (fremden) Menschen oder dem anderen Geschlecht, Schüchternheit bis hin zu Sozialphobien. Die Ursachen sind so vielfältig wie die Symptome.


Oft steckt ein mangelndes Selbstwertgefühl dahinter. Negative Erfahrungen, die sich tief in das Bewusstsein eingegraben haben oder hinderliche Glaubenssätze, die wir schon in früher Kindheit erlernt haben können ebenso Auslöser sein wie mangelnde Kenntnisse der vorzutragenden Inhalte und ungenügende Vorbereitung.


Aber auch die Phantasie kann uns einen Streich spielen. In unserer geistigen Vorstellung malen wir uns aus, was alles schief gehen könnte. Mit großer Intensität stellen wir uns vor, wie wir jämmerlich versagen und uns bis auf die Knochen blamieren. Auch wenn das alles nur Einbildung ist, hat es eine immense Auswirkung auf uns. Wie die Neurobiologie längst bewiesen hat, ist es dem menschlichen Gehirn nämlich egal, ob wir etwas real erleben oder uns nur vorstellen. Es reagiert genau gleich und schüttet dementsprechend Stresshormone aus. Was Sie dagegen tun können, lesen Sie hier.


Ein wichtiger Schritt in Richtung Gelassenheit ist, die Gedanken über sich selbst zu ändern. Anstatt sich das eigene Versagen bildhaft auszumalen, ist es wesentlich hilfreicher, sich an den eigenen Fähigkeiten zu orientieren. Ich bin sicher, dass auch Ihnen schon so einiges in Ihrem Leben gelungen ist. Selbst bei Präsentationen, die Sie als schlecht empfunden haben, ist etwas Positives zu vermerken. Es geht nicht darum, alles durch die rosarote Brille zu betrachten, sondern die Aufmerksamkeit dorthin zu lenken, wo sie uns stärkt. Das bedarf einiger Übung, um in Stresssituationen diese neue Denkweise sofort abrufen zu können.


Diese Mentalübung, die auch von Spitzensportlern praktiziert wird, ist besonders hilfreich und wirksam:


Setzen Sie sich bequem hin, schließen Sie die Augen und atmen Sie drei Mal tief durch. Denken Sie zunächst an eine Bewertungssituation, die Sie gut gemeistert haben. Alle, die sich nicht an einen solchen Moment erinnern können, stellen sich möglichst bildhaft vor, wie ihnen ihr nächster Auftritt gut gelingt. Ja, Sie dürfen so tun, also wären Sie jetzt schon so gut, wie Sie gerne sein möchten. Malen Sie sich mit all Ihren Sinnen aus, wie Sie erfolgreich waren und sind. Wie sehen Sie aus? Wie ist Ihre Haltung, Ihre Gestik und Mimik? Was tun Sie? Wie klingt Ihre Stimme? Und wie fühlt es sich an, wenn Sie sich sicher und gelassen verhalten? Genießen Sie dabei Ihren Erfolg! Berühren Sie nun mit der rechten Hand Ihren linken Arm und setzen dort einen Anker. Wann immer Sie sich in Zukunft an dieser Stelle abgreifen, wird sich ein Gefühl der Stärke und Gelassenheit in Ihnen ausbreiten. Diese Bewegung können Sie selbst vor Publikum unbemerkt ausführen.


Und nun nehmen Sie diese Entspannung und Gelassenheit, die Sicherheit und Ruhe in Gedanken in eine Situation mit, die Ihnen bisher Lampenfieber verursacht hat. Sehen, hören und fühlen Sie, wie Sie in dieser Stresssituation nun besser zurecht kommen, und genießen Sie auch hier das gute Gefühl. Lassen Sie sich für diese Übung zwanzig bis dreißig Minuten Zeit und wiederholen Sie das Programm so oft wie möglich. Sollten zwischendurch negative Gedanken auftauchen, lassen Sie diese einfach vorüberziehen und wenden Sie sich wieder dem positiven Erleben zu.